Fab City

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Dezentrale digitale Produktion für die urbane Wertschöpfung

Kann es eine Stadt geben, in der (fast) alles selber hergestellt werden kann?

Im Rahmen des interdisziplinären dtec.bw-Forschungsprojektes Fab City wird eine neue Art der urbanen Wertschöpfung mittels dezentraler und offener Produktionswerkstätten (sog. Open Labs) in der Metropolregion Hamburg etabliert. Open Labs sind Technologie-Labore mit quelloffenen und digitalen Fertigungsmaschinen (z. B. 3D-Drucker, CNC-Fräsen), die für Privatpersonen, Unternehmen und Start-ups u.a. Interessierten frei und öffentlich zugänglich sind. Die Nutzung quelloffener Technologien (sogenannter Open Source Hardware) mit online verfügbaren Produktdaten für die lokale Herstellung bietet den großen Vorteil, dass Anwender:innen eines Produktes das Recht und die Möglichkeit haben, dieses nach eigenem Belieben zu modifizieren, zu bauen und zu verkaufen.

Die Entfremdung des Menschen von wertschöpfenden Handlungen und seine Abhängigkeit von Erwerbsarbeit als Folge von Spezialisierung, Zentralisierung und Massenproduktion bedingen eine heteronome und reduzierte gesellschaftliche Teilhabe bei der Gestaltung sozio-ökonomischer und technologischer Entwicklungsprozesse. Ein geringes individuelles Problembewusstsein über ökologische Auswirkungen von Massenproduktion, eine entsprechende Konsummentalität und eine zunehmende Anfälligkeit für ökologische, ökonomische und soziale Krisen sind die Folge.

Hamburg wird Fab City

Die Nutzung von Open Source Hardware fördert Innovation, unterstützt die urbane Produktion, die Unabhängigkeit von globalen Lieferketten und fördert den Aufbau von technologischer Bildung, wodurch der aktuelle Trend der Entfremdung des Menschen von wertschöpfenden Handlungen reduziert wird. Zum anderen wird die Einbettung der lokalen Aktivitäten in die globale Infrastruktur des internationalen Fab City Netzwerkes, sichergestellt und auf diese Weise der globale Wissensaustausch hinsichtlich der Prozess-, Maschinen- und Produktentwicklung implementiert.

Die innerhalb des Projektes Fab City entwickelten Produktionstechnologien sollen durch eine offene Projektdokumentation weltweit zugänglich sein, eine maximale Skalierung und Verbreitung durch Selbstreplikation und Modulbauweise ermöglichen sowie durch den Appropriate-Design-Ansatz nur minimalen Kostenaufwand erfordern. Die Wissensvermittlung soll in Form von projektbasierten (Build-)Workshops in den Fab Labs bzw. Open Labs erfolgen. Die Skalierung wird hierbei durch das Train-the-Trainer-Prinzip und offene Dokumentationen sichergestellt, wobei ein holistisches Themenspektrum von der Produktidee bis zum Business Model abgebildet werden soll.

Die damit verbundenen Fragestellungen sind Gegenstand verschiedener Forschungsbereiche, wie zum Beispiel den Ingenieur-, Wirtschafts-, Rechts-, Sozial- und Bildungswissenschaften, der Logistik und Blockchain-Technologie sowie der Städteplanung. In dem Projekt wird deshalb ein interdisziplinäres Forschungsteam neue theoretische Grundlagen der dezentralen digitalen und vernetzten urbanen Wertschöpfung untersuchen. Die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bieten der Gesellschaft zukünftig die Möglichkeit einer globalen Produktentwicklung und lokalen Fertigung verbunden mit neuen, individualisierten und nachhaltigen Innovations-, Produktions- und Bildungsformaten. Die Umsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit lokalen Beteiligten und Forschungspartner:innen in Hamburg (Fab City Hamburg).

Fab City in der Landespressekonferenz

Dr.-Ing. Tobias Redlich hat das Projekt Fab City auf der Hamburger Landespressekonferenz am 19.01.2021 gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Jens Wulfsberg und dem Universitätspräsidenten Prof. Dr. rer. pol. Klaus Beckmann vorgestellt.

Fab City bei der EMO Hannover

In dem Online-Webinar „Open Source Machine Tools: The road to Production Sovereignty and Circular Economy“ der Reihe „Let’s talk Science“ gibt Dr.-Ing. Tobias Redlich Einblicke in die laufenden Forschungsprojekte “Fab City” und “INTERFACER” im Zusammenhang mit dem Fab-City-Ansatz.

Zahlen und Fakten

Projekttitel: Fab City – Dezentrale digitale Produktion für die urbane Wertschöpfung
Laufzeit: 2021 – 2024
Gefördert durch:

Weiterführende Links:

Laboratorium Fertigungstechnik an der Helmut-Schmidt-Universität
OpenLab an der Helmut-Schmidt-Universität
Verein Fab City Hamburg e.V.

Ausgewählte Publikationen

Lennart Hildebrandt, Manuel Moritz, Benedikt Seidel, Tobias Redlich, and Jens P. Wulfsberg: Urbane Mikrofabriken für die hybride Produktion in ZWF Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb 2020: Vol. 115, No. 4, pp. 191-195. https://www.degruyter.com/journal/key/zwf/115/4/html

Redlich, T.; Moritz, M. und Wulfsberg. J.P. (Herausgeber): Co-Creation – Reshaping Business and Society in the Era of Bottom-up Economics, Springer, Berlin 2019. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-319-97788-1

Haben Sie Interesse an einem Austausch zum Konzept der Fab City, Commons-based-Peer-Production oder benachbarten Themenstellungen? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

Ansprechpartner

Dr.-Ing. Tobias Redlich