Wertschöpfungsradar

Sensing the Future of Value Creation

Die Art und Weise, wie wir Energie, Lebensmittel, Mobilität, Wohnen und Güter produzieren und konsumieren, ist Teil komplexer soziotechnischer Systeme. Wenn diese Systeme funktionieren, entstehen stabile Muster der Wertschöpfung. Doch globale Trends wie Klimawandel, Digitalisierung und geopolitische Umbrüche sowie plötzliche Schocks – etwa die Corona-Pandemie oder der russische Angriffskrieg auf die Ukraine – machen die Verletzlichkeit des Status quo sichtbar.

Das Projekt Wertschöpfungsradar versteht Wertschöpfung als Teil dynamischer Systeme, in denen sich technologische, gesellschaftliche und ökologische Entwicklungen wechselseitig beeinflussen. Ziel ist es, nicht nur auf Krisen zu reagieren, sondern systemische Transformationsprozesse frühzeitig zu erkennen und aktiv mitzugestalten.

Hier setzt das Projekt an: Es erforscht, wie schwache Signale für Veränderungen in der Wertschöpfung identifiziert und interpretiert werden können. Entwickelt wird ein KI-gestütztes Horizon Scanning-Verfahren, das technologische, gesellschaftliche und ökologische Entwicklungen systematisch analysiert. Im Mittelpunkt steht ein „Radar-Tool“, das durch automatisierte Textanalyse Fachleute dabei unterstützt, relevante Muster zu erkennen – von ersten Anzeichen des Wandels bis hin zu möglichen Innovationsfeldern.

Das Projekt leistet so einen Beitrag zur Früherkennung, zur Stärkung gesellschaftlicher Resilienz und zur Gestaltung nachhaltiger Innovationen. Es wird vom  Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert.

Projektziele

Frühzeitige Trendidentifikation für Innovations- und Resilienzstrategien

  • Entwicklung eines KI-gestützten Horizon Scanning-Verfahrens zur Früherkennung von Veränderungen in der Wertschöpfung
  • Kombination von quantitativen und qualitativen Methoden zur Identifikation schwacher Signale
  • Fokus auf soziotechnische Systeme in Bereichen wie Energie, Mobilität, Ernährung, Wohnen und Güterproduktion
  • Aufbau eines Radar-Tools zur automatisierten Analyse großer Textmengen aus verschiedenen Quellen (z. B. Fachliteratur, Medien, Berichte)
  • Integration von Expert:innenwissen zur Kontextualisierung und Bewertung identifizierter Themen
  • Iterative Verknüpfung von maschineller Auswertung und menschlicher Interpretation zur Ableitung relevanter Entwicklungen
  • Beitrag zu nachhaltiger Innovationsgestaltung, Resilienzförderung und strategischer Entscheidungsfindung

Motivation

Die jüngsten Krisen, von der Corona-Pandemie bis zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, haben zentrale Schwächen unserer Wertschöpfungssysteme offengelegt: Abhängigkeit von fossilen Energien, fragile Lieferketten, langsame Digitalisierung. Gleichzeitig entstehen neue soziale Praktiken, Technologien und Geschäftsmodelle, die Potenzial für Wandel bergen.

Das Projekt Wertschöpfungsradar will diese Transformationsdynamiken sichtbar machen, um gesellschaftliche Resilienz zu stärken, nachhaltige Innovation zu fördern und die strategische Handlungsfähigkeit von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu erweitern.

Forschung

Zentrale Ergebnisse

  • Entwicklung und Erprobung eines KI-gestützten Horizon Scanning-Prozesses zur Früherkennung von Veränderungen in der Wertschöpfung
  • Strukturierung der Methodik in drei Phasen: Scoping, Screening und Sensemaking
  • Aufbau eines Radar-Tools zur automatisierten Analyse großer unstrukturierter Textmengen (z. B. Abstracts, Artikel, Berichte)
  • Identifikation erster schwacher Signale für Veränderungstrends in relevanten Sektoren wie Energie, Mobilität, Ernährung, Wohnen und Güterproduktion
  • Iterative Verknüpfung von KI-gestützter Auswertung und menschlicher Expertise zur Relevanzbewertung und Kontextualisierung
  • Erste Ableitung von Relevanzkriterien und Reflektion der Grenzen rein technischer Bewertung
  • Stärkung der Fähigkeit von Systemakteur:innen, frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren und Innovationspotenziale zu erkennen
  • Beitrag zur Entwicklung robusterer, nachhaltigerer und anpassungsfähigerer Wertschöpfungssysteme

Projektkonsortium

Dictionary

Wertschöpfung beschreibt den Prozess, durch den in einer Gesellschaft Güter, Dienstleistungen oder Lösungen entstehen, die als „wertvoll“ gelten – ökonomisch, sozial oder ökologisch. Das kann eine produzierte Maschine sein, aber auch ein gemeinschaftlich genutzter Raum oder eine digitale Dienstleistung. Wertschöpfung ist nicht nur Sache der Industrie: Sie findet überall dort statt, wo etwas entsteht, das für andere Menschen Bedeutung hat. In einer Zeit multipler Krisen geht es darum, Wertschöpfung neu zu denken: lokal, nachhaltig und resilient.

Horizon Scanning ist ein systematischer Prozess zur Erkennung von Zukunftsthemen und Veränderungsdynamiken. Ziel ist es, nicht erst auf Krisen zu reagieren, sondern Entwicklungen proaktiv zu beobachten und zu interpretieren. Im Projekt Wertschöpfungsradar wird Horizon Scanning mit Hilfe von KI durchgeführt und mit menschlichem Urteilsvermögen kombiniert.

Schwache Signale sind frühe, oft kaum sichtbare Hinweise auf mögliche Veränderungen in komplexen Systemen. Sie treten häufig am Rand des öffentlichen Diskurses auf, zum Beispiel in kleinen Forschungsprojekten, Blogs oder Nischenpraktiken, und können erste Hinweise auf neue Trends, Risiken oder Chancen liefern. Wer sie erkennt, kann Entwicklungen frühzeitig einschätzen und vielleicht sogar mitgestalten.

Projekttitel & Laufzeit

  • Wertschöpfungsradar
  • Fördersumme: ~3 Mio € (davon ~500.000 € für die HSU/UniBw H)
  • betreut vom Projektträger Karlsruhe
  • Jan 2022 – Dez 2026

Förderung

BMFTR_de_DTP_RGB_gef_durch-2

Ansprechpartner

Dr. rer. nat. Sonja Buxbaum-Conradi

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Forschungsschwerpunkte

Dr. rer. oec. Jan Peuckert

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Forschungsschwerpunkte